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Vor mehr als 4 Jahren lernte ich meinen Partner in Thailand beim Tauchen kennen. Er sprach kaum Englisch, nur Französisch – mein Schulfranzösisch war schon etwas eingerostet. Dennoch schafften wir es uns zu verständigen, 2 Monate später zog er zu mir in meine Einzimmerwohnung nach München.
Das war im August 2019.
3 Monate fuhren wir gemeinsam nach Frankreich und ich durfte seine beiden Mädchen kennenlernen. Plötzlich war ich Bonusmama.

 
Nicht nur, dass ich mich aufgrund der sprachlichen Barriere kaum mit den Mädchen verständigen konnte – plötzlich war alles neu.
Ich musste meinen Partner „teilen“, sah ihn zum ersten Mal in der Rolle des Papas und sah mich mit Fragen wie „Wer bin ich als Bonusmama?“, „Welchen Anteil habe ich in der Erziehung?“ oder „Wie soll ich mich den Kindern gegenüber verhalten?“ konfrontiert.
Dazu kam, dass ich Erziehungswissenschaften studiert habe und seit mehreren Jahren in Kitas arbeitete – der Umgang mit Kindern war mir also vertraut.
Doch das? Das war etwas völlig Neues und ich war nervös, unsicher und überfordert.

Doch was bedeutet es Bonusmama zu sein?

Eine Bonusmama ist eine Frau, die in einer Beziehung mit einer Person ist, die bereits Kinder aus einer früheren Beziehung hat.
In der bunten Welt der Patchworkfamilien ist sie eine wertvolle Ergänzung, die Liebe, Unterstützung und Stabilität bieten kann, ohne die Stellung der biologischen Mutter zu ersetzen.
Sie ist also eine zusätzliche Bezugsperson für die Kinder und spielt eine einzigartige und wichtige Rolle im Leben der Kinder.

 

Klingt erstmal ziemlich einfach… Oder?

Das plötzliche Dasein als Bonusmama ist jedoch oft mit einer Achterbahn der Gefühle verbunden.
Unsicherheit darüber, wie man sich den Kindern gegenüber verhält, Angst vor Ablehnung, Eifersucht, wenn die Kinder die Bindung zur biologischen Mutter betonen, und die Herausforderung, eine liebevolle Bindung zu den Kindern aufzubauen – all dies sind emotionale Hürden, die es zu überwinden gilt.

Mittlerweile weiß ich, dass das völlig normal ist und es vielen neuen Bonuseltern so geht. Damals habe ich mich damit ziemlich alleine gefühlt.

Was mir geholfen hat, damit umzugehen, war der Austausch mit meinem Partner. Auch er brachte natürlich Vorstellungen und Erwartungen mit und gemeinsam durften wir herausfinden, wie wir dieses neue Familienleben gestalten wollten.

Schonungslose Wahrheit

Das war nicht immer leicht und häufig flossen Tränen. Vor allem, weil ich meine Erwartungen an mich selbst nicht erfüllte und es sich alles schwer anfühlte. Dies anzusprechen kostete mich viel Überwindung.

Heute weiß ich: Eine offene und ehrliche Kommunikation mit dem Partner ist der Schlüssel zu einer gesunden Beziehung und dem Finden der Rolle als Bonusmama.
Besprich daher Erwartungen, Rollen und Verantwortlichkeiten und halte regelmäßige Check-ins ab, um sicherzustellen, dass ihr beide auf derselben Seite sind.

„Wenn die Familie ein Boot wäre, wäre es ein Kanu, das keine Fortschritte macht, wenn nicht alle paddeln.“
Letty Cottin Pogrebin

 

Zeit für mich

Inmitten des Trubels des Patchworkfamilienalltags war und ist es für mich grundlegend wichtig, mir Zeit für mich selbst zu nehmen.
Ob es sich um ein entspannendes Bad, ein gutes Buch oder einen Spaziergang im Park handelt – diese Freiräume sind mein Anker geworden. Doch auch das einzufordern und klar zu kommunizieren, war eine Reise, die mit einigen Stolpersteinen gepflastert war.
 

Und die Kinder?

Der Aufbau einer Beziehung zu den Kindern erfordert vor allem Geduld, Einfühlungsvermögen und viel viel Zeit.

Wusstest du, dass es durchschnittlich 5 Jahre braucht, bis Patchwork-Familien richtig zusammen gewachsen sind? Ganz schön lange!

Es ist daher wichtig, die Kinder nicht zu drängen, sondern ihnen den Raum zu geben, die Beziehung in ihrem eigenen Tempo zu gestalten. Zeige Interesse an ihren Hobbys, führe offene Gespräche und sprich dabei auch offen über deine Gefühle.
Und ganz wichtig: respektiere dabei immer die Bindung zur biologischen Mutter – das vermeidet Konflikte und zeigt, dass du vor allem eins bist: BONUS im Leben der Kinder.

 

In A Nutshell

Ich teile mit dir, wie ich zur Bonusmama wurde. Die Begegnung mit meinem Partner und seinen Kindern ist ebenfalls Teil dieses Blogartikels, genauso wie zahlreiche emotionale Herausforderungen, die damit einhergingen.
Ich biete einen tiefen Einblick in die Rolle einer Bonusmama in einer Patchworkfamilie und wie ich diese Herausforderungen bewältigt habe.
Ein wichtiger Baustein dabei war und ist die offene Kommunikation mit dem Partner und sich selbst Zeit zu nehmen.

 

Welche Herausforderung ist für dich gerade die größte?
Ich freue mich auf deine Antwort als Kommentar oder als private Nachricht!

Mach’s ganz gut,
Deine Sally