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Ich wünsche mir manchmal, dass es die Kinder nicht gäbe.“
„Es tut mir so leid, dass ich die Kinder nicht lieben kann.“
„Ich schäme mich dafür, dass ich die Kinder meines Partners anders als meine behandel.“

All das sind Sätze, die ich immer wieder von Bonusmamas höre. Und auch ich kenne sie. Diese sich selbst einzugestehen und dann laut auszusprechen, ist unglaublich schmerzhaft. Schuld und Scham begleiten sie und oftmals geht das Gefühl damit einher, nicht gut genug zu sein. 
Lass uns heute mal schauen, wie du mit diesen Gedanken umgehen kannst. Und weshalb es okay ist, dass du sie hast. 

Wann spüren wir schuld?

Lass uns zunächst die Situationen betrachten, in denen sich Bonusmamas häufig schuldig fühlen:

  • Weil sie sich manchmal wünschen, die Stiefkinder wären nicht da: Dieser Gedanke kann aufkommen, wenn die Beziehung zu den Stiefkindern herausfordernd ist oder die Stiefmutter sich überfordert fühlt.
  • Wenn sie ihre eigenen Kinder bevorzugen: Stiefmütter sorgen sich oft, dass sie ihre biologischen Kinder besser behandeln als ihre Stiefkinder.
  • Wenn sie die Stiefkinder nicht lieben können: Manche Stiefmütter fühlen sich schuldig, wenn sie nicht die gleichen Gefühle für ihre Stiefkinder entwickeln wie für ihre eigenen Kinder.
  • Wenn sie Zeit für sich brauchen: Stiefmütter können sich schuldig fühlen, wenn sie Zeit für sich selbst einfordern und nicht ständig für die Familie da sind.
  • Weil sie den Stiefkindern Grenzen setzen: Sie befürchten, dass die Stiefkinder sie dann nicht mögen oder dass sie als „böse Stiefmutter“ wahrgenommen werden.
  • Wenn sie mit der leiblichen Mutter in Konflikt geraten: Stiefmütter möchten oft nicht als Störfaktor in der Beziehung zwischen den Kindern und ihrer leiblichen Mutter gesehen werden.
  • Aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen: Stiefmütter spüren oft den Druck, perfekt zu sein und alles richtig zu machen, was zu Schuldgefühlen führen kann, wenn sie diesen Erwartungen nicht gerecht werden.

Dies sind nur beispielhafte Situationen, in denen Stiefmamis häufig von Schuldgefühlen berichten. Doch wie entsteht eigentlich das Gefühl der Schuld?

 „Das Schuldgefühl hindert uns daran, die Dinge klar zu sehen.“
Doris May Lessing

Die Entstehung von schuldgefühlen

Schuldgefühle sind ein häufiger Begleiter für Stiefmütter. Sie entstehen oft aus dem tiefen Wunsch heraus, alles richtig zu machen und niemandem wehzutun. Doch in der komplexen Dynamik einer Patchworkfamilie ist es nahezu unmöglich, immer allen gerecht zu werden. Konflikte zwischen den Bedürfnissen der Stiefkinder, der eigenen Kinder, des Partners und den eigenen Wünschen führen fast zwangsläufig zu Situationen, in denen man sich schuldig fühlt.

Aber wofür sind Schuldgefühle eigentlich gut? Psycholog_innen sehen in ihnen wichtige Funktionen. Sie signalisieren uns, wenn wir gegen unsere eigenen Werte verstoßen haben und motivieren uns, Verantwortung zu übernehmen und Beziehungen zu kitten. Schuldgefühle sind also grundsätzlich etwas Normales und sogar Nützliches.

Problematisch wird es, wenn die Schuldgefühle überhandnehmen und zu einer dauerhaften Belastung werden. 
Lass uns nun mal schauen, wie du mit ihnen umgehen kannst.

 

Der Umgang mit der schuld

Zunächst ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass man nicht perfekt sein muss. Stiefmütter sollten lernen, auch mal Nein zu sagen, sich abzugrenzen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen, ohne sich dafür schuldig zu fühlen.

Kommunikation ist ebenfalls ein Schlüsselfaktor. Offene Gespräche mit dem Partner und den Kindern über Erwartungen, Bedürfnisse und Gefühle können helfen, Missverständnisse und Konflikte zu reduzieren.

Ein weiterer hilfreicher Schritt ist die Selbstreflexion. Woher kommen meine Schuldgefühle? Sind meine Erwartungen an mich selbst realistisch? Projiziere ich eigene Ängste oder Erfahrungen auf die Situation? Indem man sich diese Fragen stellt, kann man lernen, besser mit Schuldgefühlen umzugehen.

Nicht zuletzt ist es wichtig, sich Unterstützung zu suchen. Der Austausch mit anderen Stiefmüttern, die ähnliche Erfahrungen machen, kann entlastend wirken. Auch professionelle Hilfe, etwa durch eine Therapie oder Coaching, kann sinnvoll sein, wenn die Schuldgefühle zu überwältigend werden.

In A Nutshell

Schuldgefühle gehören für viele Stiefmütter zum Alltag. Sie sind bis zu einem gewissen Grad normal und erfüllen wichtige Funktionen. Doch wenn sie zu einer dauerhaften Belastung werden, ist es wichtig, aktiv gegenzusteuern. Mit Selbstreflexion, Kommunikation, Abgrenzung und der Unterstützung anderer können Stiefmütter lernen, besser mit ihren Schuldgefühlen umzugehen und trotz der Herausforderungen eine erfüllende Rolle in ihrer Patchworkfamilie zu finden.

Du hast das Gefühl, die Schuldgefühle fressen dich auf? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich dabei unterstützen kann!

Mach’s ganz gut,
Deine Sally