Seite wählen

Eine meiner Coachees hatte sich nach langem Ringen von ihrem Partner und somit ihrer Patchworkfamilie getrennt. Natürlich ist das nicht das Ergebnis, welches wir angestrebt haben, aber es gehört eben auch zum Leben dazu. Manchmal ist es sinnvoller, sich zu trennen, anstatt unglücklich zu bleiben. 
Und in den Momenten dieser Trennung kam bei ihr immer wieder der Gedanke auf: „Ich bin gescheitert. Ich habe es nicht geschafft. Ich bin nicht gut genug. Ich habe versagt.“ 
Dann ist es einfach da: diese Enttäuschung darüber, etwas nicht geschafft zu haben – dass die Bonustochter sich über das Geburtstagsgeschenk freut, der Ex-Frau zugelächelt wird oder die Paarzeit harmonisch ist. Wie kommst du dann aus dem Gefühl des Scheiterns wieder raus?

Ursachen für das Gefühl des scheiterns als Bonusmama

Das Gefühl des Scheiterns als Bonusmama kann tief verwurzelt und vielschichtig sein. Eine der Hauptursachen ist der immense Druck, den du dir selbst auferlegst. Du möchtest alles richtig machen: die perfekte Partnerin für deinen Lebensgefährten sein, eine liebevolle und akzeptierte Figur für seine Kinder und gleichzeitig deine eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Dieser Balanceakt ist anspruchsvoll und oft begleitet von dem ständigen Gefühl, den Erwartungen nicht gerecht zu werden.

Ein weiterer Faktor ist der Vergleich mit anderen. In einer Welt, die von sozialen Medien dominiert wird, sehen wir ständig Bilder von scheinbar perfekten Familien. Diese idealisierten Darstellungen können den Eindruck erwecken, dass es bei anderen mühelos funktioniert, während du selbst kämpfst. Was du jedoch nicht siehst, sind die Herausforderungen und Konflikte, die auch diese Familien durchleben. Der ständige Vergleich führt zu einem verzerrten Selbstbild und verstärkt das Gefühl des Versagens.

Selbstzweifel tragen ebenfalls erheblich zu diesem Gefühl bei. Als Bonusmama fragst du dich vielleicht, ob du jemals wirklich Teil der Familie sein wirst oder ob die Kinder und dein Partner dich vollständig akzeptieren. Diese Unsicherheiten können besonders stark sein, wenn die Kinder eine enge Bindung zu ihrer leiblichen Mutter haben oder wenn es Spannungen zwischen dir und der Ex-Partnerin deines Lebensgefährten gibt. Solche Situationen können dazu führen, dass du dich als Außenseiterin fühlst und an deinem Platz in der Familie zweifelst.

Zusätzlich kann die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und Unterstützung für die Rolle der Bonusmama das Gefühl des Scheiterns verstärken. Während es viele Ressourcen und Ratgeber für biologische Eltern gibt, sind spezifische Hilfen für Bonuseltern oft rar. Diese Lücke kann dich isoliert und unverstanden fühlen lassen.

Schließlich spielen auch die Dynamiken innerhalb der Patchworkfamilie eine große Rolle. Unterschiedliche Erziehungsstile, Konflikte zwischen den Kindern und Loyalitätskonflikte können das Familienleben kompliziert machen. Als Bonusmama steckst du oft zwischen den Fronten und versuchst, Harmonie und Einheit herzustellen. Diese Aufgabe ist emotional belastend und kann das Gefühl hervorrufen, dass du nicht genug tust oder versagst, wenn die Dinge nicht reibungslos laufen.

Wie kannst du damit umgehen?

Umgang mit selbstzweifeln

Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle sind häufige Begleiter auf dem Weg als Bonusmama. Der erste Schritt im Umgang mit diesen negativen Emotionen ist die Anerkennung ihrer Existenz. Es ist völlig normal, sich unsicher zu fühlen und an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln, besonders in einer so komplexen und heiklen Rolle wie der einer Bonusmama. Was zählt, ist, wie du diesen Zweifeln begegnest und sie in positive Energie umwandelst.

  • Eine wirksame Methode zur Bewältigung von Selbstzweifeln ist das Praktizieren von Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Nimm dir regelmäßig Zeit, um innezuhalten und deine Gefühle ohne Urteil zu beobachten. Erkenne deine Emotionen an, ohne sie zu unterdrücken oder zu verdrängen. Selbstmitgefühl bedeutet auch, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit und Fürsorge zu begegnen, die du einem guten Freund entgegenbringen würdest.
  • Positive Selbstgespräche sind ein weiteres mächtiges Werkzeug gegen Selbstzweifel. Negative Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ können durch bewusst positive Affirmationen ersetzt werden. Sag dir selbst regelmäßig, dass du wertvoll bist und dass deine Bemühungen zählen, auch wenn sie vielleicht nicht sofort perfekte Ergebnisse zeigen. Affirmationen wie „Ich gebe mein Bestes und das ist genug“ können dein Selbstbild erheblich verbessern.
  • Es kann auch hilfreich sein, sich realistische Ziele zu setzen und kleine Erfolge zu feiern. Statt zu erwarten, dass sofort alles harmonisch und perfekt läuft, erkenne die Fortschritte an, die du machst. Jeder positive Moment, jedes Lächeln und jede gelungene Interaktion ist ein Schritt in die richtige Richtung.
  • Schließlich ist es wichtig, Unterstützung zu suchen und anzunehmen. Sprich offen mit deinem Partner über deine Gefühle und Unsicherheiten. Ein verständnisvoller und unterstützender Partner kann eine große Hilfe sein. Auch der Austausch mit anderen Bonusmamas oder das Aufsuchen einer Therapie kann dir helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und dich weniger allein zu fühlen.

Indem du diese Strategien anwendest, kannst du lernen, deine Selbstzweifel zu managen und dein Selbstwertgefühl zu stärken. Es ist ein fortlaufender Prozess, aber mit Geduld und Selbstfürsorge wirst du feststellen, dass du weit mehr bewirken kannst, als du dir selbst zutraust.

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

  Soren Kiekegard

Der Vergleich mit anderen Familien

Der ständige Vergleich mit anderen Familien kann für Bonusmamas zu einer Quelle von Schmerz und Unsicherheit werden. Stell dir vor, du scrollst durch soziale Medien und siehst all diese perfekt inszenierten Familienfotos – strahlende Gesichter, harmonische Ausflüge, scheinbar mühelose Glücksmomente. Es ist leicht, sich dabei klein und unzulänglich zu fühlen. Doch diese Bilder sind oft nur Momentaufnahmen, die die Realität verzerren.

💖 Anstatt dich entmutigen zu lassen, schaffe deine eigenen wertvollen Familienrituale. Denk daran, wie besonders die Abende sind, an denen ihr gemeinsam lacht, selbst wenn das Essen mal nicht perfekt gelingt. Vielleicht könnt ihr einen wöchentlichen Spieleabend einführen, bei dem es nur um Spaß und das Zusammensein geht – ganz ohne Druck.

💖Fokussiere dich auf die kleinen, aber bedeutenden Erfolge in deinem Familienleben. Führt ein „Familien-Erfolgsbuch“, in das ihr gemeinsam schöne Momente und kleine Siege eintragt. Stell dir vor, wie ihr zusammen auf der Couch sitzt und die Einträge durchlest, euch an die Geschichten erinnert und dabei merkt, wie viel ihr schon gemeinsam erreicht habt.

💖 Suche Kontakt zu anderen Bonusmamas, die ähnliche Erfahrungen machen. Der Austausch in lokalen Gruppen oder Online-Communities kann ein echter Rettungsanker sein. Stell dir vor, wie erleichternd es ist, mit jemandem sprechen zu können, der wirklich versteht, was du durchmachst. Ihr könnt euch gegenseitig inspirieren und unterstützen, sei es bei der Planung von Wochenenden oder beim Finden von Wegen, um die Beziehung zu den Kindern zu stärken.

Indem du dich auf deine eigene Familie konzentrierst und diese positiven, praxisnahen Strategien umsetzt, kannst du verhindern, dass Vergleiche dein Herz beschweren. Deine Familie ist einzigartig, voller eigener Geschichten und Momente, die es zu feiern gilt. Lass dich nicht von fremden Bildern täuschen – das wahre Glück liegt in den Augenblicken, die nur ihr miteinander teilt. 

WAs tun, wenn es dennoch nicht klappt?

Manchmal, trotz aller Bemühungen und guten Absichten, gehen Patchworkfamilien auseinander. Diese Erfahrung kann tief schmerzhaft und entmutigend sein. Doch auch in dieser schwierigen Zeit gibt es Wege, um mit dem Scheitern umzugehen und Heilung zu finden.

Akzeptanz und Selbstmitgefühl sind die ersten Schritte. Es ist wichtig, sich selbst gegenüber freundlich zu sein und anzuerkennen, dass das Scheitern einer Familie nicht ausschließlich deine Schuld ist. Jede Familie hat ihre eigenen Herausforderungen, und manchmal sind die Umstände einfach zu komplex, um sie zu überwinden. Erlaube dir, die Trauer und den Verlust zu fühlen, ohne dich selbst zu verurteilen.

Tipp 1: Erschaffe dir einen sicheren Raum für deine Gefühle. Das kann ein Tagebuch sein, in dem du deine Gedanken und Emotionen frei ausdrückst, oder Gespräche mit vertrauenswürdigen Freunden und Familienmitgliedern. Stell dir vor, wie befreiend es sein kann, deine innersten Gefühle ohne Angst vor Verurteilung zu teilen.

Tipp 2: Suche professionelle Unterstützung. Ein Therapeut oder ein Coach kann dir helfen, die komplexen Emotionen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln. In einer solchen Begleitung kannst du lernen, wie du den Schmerz loslassen und wieder nach vorne schauen kannst.

Tipp 3: Konzentriere dich auf Selbstfürsorge und persönliche Weiterentwicklung. Nutze diese Zeit, um dich selbst besser kennenzulernen und Aktivitäten zu finden, die dir Freude und Erfüllung bringen. Vielleicht entdeckst du ein neues Hobby oder nimmst dir Zeit für Dinge, die du immer mal tun wolltest, aber bisher vernachlässigt hast.

Tipp 4: Wenn Kinder involviert sind, ist es entscheidend, weiterhin eine stabile und liebevolle Präsenz in ihrem Leben zu bleiben. Kommuniziert offen und ehrlich über die Veränderungen und versichert ihnen, dass eure Liebe zu ihnen unverändert bleibt. Schafft neue, positive Rituale, die das Gefühl von Sicherheit und Kontinuität fördern.

Neuanfang und Perspektive: Jede Trennung ist auch eine Chance für einen Neuanfang. Versuche, die Erfahrungen als Lernprozess zu sehen, der dich stärker und weiser gemacht hat. Gib dir Zeit, um zu heilen, und sei offen für neue Möglichkeiten und Beziehungen, die dir auf deinem weiteren Lebensweg begegnen.

Indem du diese Strategien anwendest, kannst du die schwierige Phase des Scheiterns einer Patchworkfamilie durchstehen und Schritt für Schritt wieder Vertrauen und Hoffnung in dein Leben bringen. Es ist nie das Ende, sondern immer der Beginn eines neuen Kapitels, das du mit Mut und Selbstliebe schreiben kannst.

 

IN A NUTSHELL

Manchmal haben wir den Eindruck, einfach nicht voranzukommen und zu scheitern. Ursachen dafür gibt es viele: Selbstzweifel, Vergleiche oder komplexe Familiendynamiken sind nur einige davon. Um dem entgegenzuwirken, ist es hilfreich, eigene Familienrituale zu schaffen und kleine Erfolge gemeinsam zu feiern. Wenn eine Patchworkfamilie trotz aller Bemühungen auseinandergeht, ist es wichtig, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Schaffe dir einen sicheren Raum für deine Gefühle und konzentriere dich auf Selbstfürsorge und persönliche Weiterentwicklung. Auch wenn das Scheitern schmerzhaft ist, bietet jede Trennung die Chance für einen Neuanfang und persönliches Wachstum.

Du wünschst dir Unterstützung beim Umgang mit diesen Gefühlen? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich und deine Patchworkfamilie dabei unterstützen kann!

Mach’s ganz gut,
Deine Sally