Vielleicht kennst du das ja auch: die leiblichen Eltern deines Bonuskindes erziehen das Kind nach einer Vorstellung, die nicht deiner entspricht.
Da können manchmal Welten aufeinander treffen: so wie bei uns. Während mein Partner streng ist, bin ich bedürfnisorientiert. Während mein Partner nicht immer auf gesunde Ernährung achtet, ist mir das sehr wichtig. Ich benötige feste Routinen, mein Partner ist gern mal etwas spontaner. Ich möchte den Medienkonsum limitieren, mein Partner hingegen nicht.
Und in diesen Momenten frage ich mich als Bonusmama : „Was ist meine Aufgabe hier? Wie können wir Kompromisse finden?“
Lass uns dies in den nächsten Abschnitten mal etwas genauer betrachten.
Unsere individuellen Erfahrungen
Warum bevorzugen (Bonus-)Eltern eigentlich unterschiedliche Erziehungsmethoden?
Jeder von uns ist einzigartig und hat seine eigenen Erfahrungen und Überzeugungen, die unsere Vorstellungen von Erziehung prägen. Dies hängt viel mit unserer eigenen Kindheit zusammen. Wie wurden wir erzogen? Was wollen wir verändern? Was wollen wir genau so machen?
Als Bonusmama in einer Patchworkfamilie hast du vielleicht eine andere Erziehungserfahrung gemacht als dein Partner. Vielleicht hast du gelernt, dass Freiheit und Selbständigkeit wichtige Werte sind, während dein Partner eher auf Disziplin und klare Regeln setzt. Also auch die eigenen Werte spielen eine wichtige Rolle in der Erziehung.
Es kann auch sein, dass dein Partner aus Unsicherheit oder Angst an traditionellen Erziehungsmethoden festhält. In meinem Fall besitze ich durch mein Pädagogikstudium und meine langjährige Arbeit in Kitas natürlich ganz anderes Wissen als mein Partner. Dies beeinflusst dementsprechend ebenfalls unsere Vorstellung von Erziehung: unser Wissensstand.
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Unterschiede kein Zeichen von Konflikten sind, sondern einfach verschiedene Ansätze, die auf individuellen Erfahrungen beruhen. Und sich darüber klar zu werden und miteinander ins Gespräch zu kommen, kann sehr viel Verständnis für einander schaffen.
Unterschiedliche Ansätze sind Gold wert
Möglicherweise stutzt du jetzt, wenn du das liest. Doch unterschiedliche Erziehungsansätze können in einer Patchworkfamilie tatsächlich sehr wertvoll sein. Sie bringen eine Vielfalt an Perspektiven und Ideen mit sich, die das Potenzial haben, das Familienleben bereichernd zu gestalten.
Indem verschiedene Erziehungsmethoden aufeinandertreffen, entsteht Raum für Wachstum, Entwicklung und Lernen. Du kannst neue Herangehensweisen kennenlernen und von den Erfahrungen deines Partners profitieren.
Die Vielfalt der Erziehungsmethoden ermöglicht es dir, dein eigenes Repertoire zu erweitern und flexibler in deinem Denken und Handeln zu werden. Es ist eine Gelegenheit, gemeinsam zu lernen und zu wachsen, sowohl als Individuen als auch als Patchworkfamilie.
Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass es bei der Integration unterschiedlicher Erziehungsansätze auch um den Respekt vor den Grenzen und Bedürfnissen aller Familienmitglieder geht. Es ist nicht nur eine Frage des „richtigen“ oder „falschen“ Ansatzes, sondern vielmehr um eine Balance zwischen den verschiedenen Bedürfnissen und Werten zu finden.
„Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“
– Karl valentin
Die Rolle der Stiefmami
Als Stiefmutter in einer Patchworkfamilie kann es eine herausfordernde Rolle sein, wenn es um unterschiedliche Erziehungsmethoden geht. Einerseits bist du nicht die leibliche Mutter und möchtest vielleicht nicht in das Territorium der leiblichen Eltern eindringen. Andererseits ist es wichtig, dass deine Ansichten und Ideen gehört und respektiert werden. Denn nur so kannst du dich als gleichwertiges Mitglied der Familie fühlen und deine Rolle als Bonusmama aktiv gestalten.
Es ist ganz normal, dass du dich manchmal unsicher fühlst, ob du das Recht hast, deine Meinung zu äußern. Doch denke daran, dass du als Stiefmutter eine einzigartige Perspektive einbringst. Du bringst neue Ideen und frischen Wind in die Familie. Deine Erfahrungen und Sichtweisen sind wertvoll und können dazu beitragen, dass ihr gemeinsam eine harmonische Erziehung gestaltet. Lass dich nicht davon abschrecken, dass du nicht die leibliche Mutter bist. Du bist ein wichtiger Teil der Familie und hast das Recht, gehört zu werden.
Gemeinsame Erziehungsziele
Gemeinsame Erziehungsziele sind von großer Bedeutung in einer Patchworkfamilie. Sie dienen als Leitfaden für das Familienleben und schaffen eine gemeinsame Basis, auf der ihr die Kinder begleitet.
Indem ihr als Patchworkfamilie gemeinsame Werte definiert, könnt ihr sicherstellen, dass ihr in der Erziehung an einem Strang zieht. Es ist wichtig, dass ihr euch darüber austauscht, was euch als Familie wichtig ist und welche Werte ihr euren Kindern vermitteln möchtet. Das schafft Klarheit und Einigkeit.
Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel, um gemeinsame Erziehungsziele zu erreichen. Nehmt euch regelmäßig Zeit für Gespräche, in denen ihr eure Ansichten, Sorgen und Ideen teilt. Hört einander zu und respektiert die Meinungen und Bedürfnisse aller Familienmitglieder.
Dabei kann es notwendig sein, flexibel zu sein und Kompromisse einzugehen. Jeder bringt seine eigenen Erfahrungen und Vorstellungen mit, und es kann nicht immer alles nach den eigenen Wünschen laufen. Seid bereit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für alle akzeptabel sind.
Gemeinsame Erziehungsziele sollten nicht nur eine Momentaufnahme sein, sondern einen langfristigen Rahmen für eure Patchworkfamilie bilden. Es ist wichtig, dass ihr als Eltern zusammenhaltet und an euren Zielen festhaltet, auch wenn es mal Herausforderungen gibt. Kontinuität schafft Stabilität und Sicherheit für euch und eure Kinder.
3 Methoden zur Kompromissfindung
Wenn es darum geht, Kompromisse in unterschiedlichen Erziehungsmethoden zu finden, gibt es wertvolle und außergewöhnliche Methoden, die dir helfen können. Hier sind drei davon:
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Die „Familienkonferenz“: Setzt euch als Familie regelmäßig zusammen und führt eine Art Familienkonferenz durch. Jedes Familienmitglied hat die Möglichkeit, seine Anliegen, Ideen und Bedürfnisse zu äußern. Gemeinsam könnt ihr dann nach Kompromissen suchen, die für alle akzeptabel sind. Dies fördert die Kommunikation und stärkt das Gefühl der Teilhabe jedes Familienmitglieds.
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Die „Testphasen“: Probiert gemeinsam mit deinem Partner und den Kindern verschiedene Erziehungsmethoden aus und betrachtet sie als Testphasen. Jeder von euch kann eine Lösung vorschlagen, die er oder sie für sinnvoll hält, und ihr könnt sie über einen bestimmten Zeitraum testen. Nach Ablauf der Testphase könnt ihr euch zusammensetzen und über eure Erfahrungen sprechen. Jeder kann seine Beobachtungen und Gedanken teilen, und ihr könnt gemeinsam reflektieren, was gut funktioniert hat und was nicht. Auf dieser Basis könnt ihr dann Kompromisse finden und entscheiden, welche Ansätze ihr in eure Erziehung integrieren möchtet.
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Der „Perspektivwechsel“: Versucht, die Perspektive des anderen Elternteils einzunehmen und zu verstehen, warum er oder sie bestimmte Erziehungsmethoden bevorzugt. Stellt euch vor, wie es wäre, in seiner oder ihrer Situation zu sein. Dies hilft euch, Empathie zu entwickeln und Kompromissbereitschaft zu fördern. Durch den Perspektivwechsel könnt ihr gemeinsam nach Lösungen suchen, die die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigen.
Diese Methoden bieten euch die Möglichkeit, auf kreative und außergewöhnliche Weise Kompromisse in unterschiedlichen Erziehungsmethoden zu finden. Indem ihr euch als Familie aktiv mit diesem Thema auseinandersetzt, könnt ihr eine harmonische und liebevolle Erziehungsgemeinschaft aufbauen.
In A Nutshell
Es ist wichtig, dass du als Stiefmutter deine Ideen und Sichtweisen einbringst, um dich als gleichwertiges Mitglied der Familie zu fühlen. Gemeinsame Erziehungsziele sind dabei unglaublich wichtig. Nehmt euch also die Zeit eure gemeinsamen Werte zu ermitteln und wie ihr diese leben könnt.
Anhand von drei wertvollen und außergewöhnlichen Methoden vorgestellt, könnt ihr Kompromisse in unterschiedlichen Erziehungsmethoden finden.
Du hast das Gefühl, ihr findet keine Kompromisse? Dann schreibe mir eine Nachricht und lass uns gemeinsam herausfinden, wie ich dich dabei unterstützen kann!
Mach’s ganz gut,
Deine Sally