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Kennst du auch dieses Gefühl, dass man manchmal einfach das Gefühl nicht verstanden worden zu sein? 
In unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, kommt es häufig zu Missverständnissen – nicht nur als Bonusmama. Das liegt daran, dass wir häufig nicht richtig zuhören, sondern damit beschäftigt sind, über unsere Antwort nachzudenken. 
Wie können wir also in unserer Patchworkfamilie aktiv zuhören und somit Konflikte vermeiden? 
Und wie setzt sich das in der Praxis um? 

Unser Beispiel

Damit es ein bisschen anschaulicher wird, möchte ich dir von Mia erzählen:
Bonusmama Mia lebt gemeinsam mit ihrem Partner Tom, ihren beiden Kindern Emily und Ben in der Nähe von Leipzig. Zur Familie gehört außerdem noch Toms Ex-Frau Lisa und deren Sohn Max. Die Familie hatte schon seit einiger Zeit mit Spannungen und Konflikten zu kämpfen. Häufig fielen Sätze wie „Das machst du immer so!“ oder „Du willst mich einfach nicht verstehen!“. Häufig wurde der andere unterbrochen und die einst lebhaften Gespräche beim Abendessen gab es nicht mehr. Jeder fühlte sich missverstanden und es schien, als ob das harmonische Familienleben, von dem sie alle träumten, in weite Ferne gerückt war.

Warum ist zuhören so wichtig?

Die Bedeutung des Zuhörens in Beziehungen ist von unschätzbarem Wert. Es ist der Grundstein für eine harmonische und erfüllte Beziehung. Wenn wir wirklich zuhören, geben wir unserem Gegenüber das Gefühl, dass wir sie respektieren, wertschätzen und ihr Raum geben, sich auszudrücken. Durch das Zuhören können wir die Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle des anderen besser verstehen und darauf eingehen. Es schafft Vertrauen und stärkt die Bindung.
Oftmals scheitern Beziehungen daran, dass wir nicht wirklich zuhören, sondern nur darauf warten, selbst gehört zu werden.
Doch das wahre Geschenk liegt darin, dem anderen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken und mit offenem Herzen zuzuhören.

Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten.“
– STEPHEN R. COVEY

Aktives Zuhören nach Carl Rogers

Carl Rogers, ein bedeutender Psychologe und Begründer der klientenzentrierten Therapie, hat das Konzept des aktiven Zuhörens maßgeblich geprägt. Seine Grundprinzipien des empathischen Zuhörens sind heute noch genauso relevant wie damals. Es basiert auf der Idee, dass wir durch empathisches Zuhören die Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse des anderen besser verstehen können.

Das aktive Zuhören zeichnet sich durch mehrere Grundprinzipien aus.
Das erste Prinzip ist die Authentizität. Es bedeutet, dass wir uns bewusst auf den anderen konzentrieren und ihm unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Gleichzeitig verstellen wir uns nicht, unser Interesse ist ehrlich. 
Das zweite Prinzip ist die Akzeptanz. Es bedeutet, dass wir den anderen so akzeptieren, wie er ist, ohne ihn zu bewerten oder zu kritisieren. 
Das dritte Prinzip ist die Empathie und Offenheit. Es bedeutet, dass wir uns in die Lage des anderen versetzen und versuchen, seine Perspektive zu verstehen. 

 Das aktive Zuhören ermöglicht es uns, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen. Indem wir unseren Gesprächspartnern das Gefühl geben, gehört und verstanden zu werden, können wir eine tiefere Verbindung aufbauen. Es hilft uns, Missverständnisse zu vermeiden, Konflikte zu lösen und eine harmonische Beziehung aufzubauen.

 Und wie wird es in der Praxis angewandt?

die 3 Phasen des aktiven Zuhörens

1. In der ersten Phase, der Aufmerksamkeit, konzentrieren wir uns vollständig auf unseren Gesprächspartner und schenken ihm unsere volle Aufmerksamkeit. Wir lassen uns nicht ablenken und zeigen durch Blickkontakt und nonverbale Signale, dass wir präsent sind. Worte wie „Mmmh“, „Ach so!“ oder zustimmendes Nicken zeigen, dass wir unserem Gegenüber zuhören, ohne ihn zu unterbrechen.

2. In der zweiten Phase, des Verstehens, versetzen wir uns in die Lage des anderen und versuchen, seine Perspektive zu verstehen. Wir zeigen Verständnis für seine Gefühle und Bedürfnisse und drücken dies durch einfühlsame Reaktionen aus. Wir fragen nach und rückversichern uns: „Habe ich das so richtig verstanden?“oder „Was war noch wichtig?“. 

3. In der dritten Phase, der Zusammenfassung, fassen wir das Gesagte unseres Gesprächspartners zusammen und wiederholen es in eigenen Worten. Dadurch zeigen wir, dass wir aufmerksam zugehört haben und das Gesagte verstanden haben. Sätze wie „Ich habe Folgendes verstanden: … Und ich interpretiere, dass du dich … fühlst. Habe ich das richtig verstanden?“ spiegeln unserem gegenüber sein Verhalten und ermöglichen es ihm, dass er noch Dinge hinzufügen kann.

Doch wie nutzte das Mia in ihrer Familie?

Praktische Umsetzung

Bonusmama Mia und ihre Patchworkfamilie beschlossen, eine Familienkonferenz abzuhalten, um die Spannungen und Konflikte anzugehen, die sie belasteten. Sie wollten wieder aufeinander zugehen und ein harmonisches Familienleben führen. Bei der Konferenz wandten sie die Prinzipien des aktiven Zuhörens an.

 In der ersten Phase, der Aufmerksamkeit, sorgte die Familie dafür, dass jeder seine volle Aufmerksamkeit demjenigen schenkte, der gerade sprach. Alle bekamen 10 Minuten Redezeit. Sie schalteten ihre Handys aus, schlossen andere Ablenkungen aus und konzentrierten sich aufeinander. Mia und Tom sahen Lisa und Max in die Augen und zeigten durch ihre Körpersprache, dass sie präsent und interessiert waren.

In der zweiten Phase, der Empathie, versetzten sich Mia, Tom, Lisa und Max in die Lage des anderen. Sie versuchten, die Perspektive des anderen zu verstehen und sich in seine Gefühle hineinzuversetzen. Mia erkannte, dass Lisa sich manchmal missverstanden fühlte, wenn sie ihre Meinung äußerte. Tom erkannte, dass Max sich manchmal ausgeschlossen fühlte, wenn er mit Mia und den Geschwistern zusammen war. Sie drückten ihr Verständnis aus und zeigten Mitgefühl für die Gefühle des anderen.

In der dritten Phase, der Zusammenfassung, wiederholten Mia, Tom, Lisa und Max das Gesagte des anderen in eigenen Worten. Mia fasste zum Beispiel Lisas Bedenken zusammen, indem sie sagte: „Du fühlst dich manchmal frustriert, weil du den Eindruck hast, dass deine Meinung nicht gehört wird.“ Tom fasste Max‘ Gefühle zusammen, indem er sagte: „Du fühlst dich manchmal ausgeschlossen, wenn wir alle zusammen sind und du das Gefühl hast, dass wir uns nur um unsere eigenen Probleme kümmern.“ Durch diese Zusammenfassungen zeigten sie, dass sie aktiv zugehört hatten und das Gesagte verstanden hatten.

Durch die Anwendung des aktiven Zuhörens konnten Mia, Tom, Lisa und Max aufeinander zugehen. Sie erkannten, dass sie alle ähnliche Bedürfnisse nach Verständnis und Akzeptanz hatten. 

Diese Familienkonferenz war der erste Schritt zu einem harmonischen Familienleben. Indem sie die Prinzipien des aktiven Zuhörens anwendeten, brachten sie Verständnis und Mitgefühl in ihre Kommunikation. Sie erkannten, dass es nicht darum ging, den anderen zu verändern oder zu korrigieren, sondern darum, einander zuzuhören und zu verstehen. Durch diese neue Art der Kommunikation konnten sie die Spannungen und Konflikte überwinden und eine harmonische Patchworkfamilie aufbauen, in der sich alle gehört und verstanden fühlen.

5 Tipps zur Umsetzung

  • Zeigt eure Aufmerksamkeit durch Blickkontakt, Nicken und verbale Bestätigungen.
  • Vermeidet Ablenkungen wie Smartphones oder laute Hintergrundgeräusche, um eine ungestörte Kommunikation zu ermöglichen.
  • Stellt offene Fragen, die den anderen dazu ermutigen, mehr über seine Gedanken und Gefühle zu erzählen.
  • Wiederholt und paraphrasiert das, was euer Gegenüber gesagt hat, um sicherzustellen, dass ihr es richtig verstanden habt.
  • Vermeidet das Unterbrechen oder das sofortige Geben von Ratschlägen. Gebt eure eigene Meinung erst dann preis, wenn der andere ausgesprochen hat und danach gefragt hat.

In A Nutshell

Die Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen ist nicht immer einfach. Um den anderen richtig verstehen zu können, bedarf es dem aktiven Zuhören. 
Dabei geht es darum, sich selbst zurückzunehmen und sich auf den anderen zu fokussieren. Durch Verständnisfragen, Paraphrasieren oder Zusammenfassen kann es gelingen, das Gesagte wirklich zu verstehen. Dadurch können neue Perspektiven eingenommen, Vertrauen aufgebaut und Lösungen gefunden werden.

Du hast das Gefühl, ihr steckt in eurer Kommunikation fest und wünschst dir Unterstützung? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich dabei unterstützen kann!

Mach’s ganz gut,
Deine Sally