Konflikte unter Kindern in der Patchworkfamilie können wirklich nervenaufreibend sein.
Was tun, wenn es zu Rivalitäten und Streitigkeiten kommt? Die Kinder sich untereinander nicht mögen und sie sich das Leben gegenseitig schwer machen? Und weshalb kommt es erst dazu?
Lass uns gleich mal mit den Ursachen anfangen.
Weshalb streiten sich die Kinder?
Nicht nur für uns Erwachsene ist die Situation herausfordernd, sondern auch für Kinder.
In Patchworkfamilien treffen Kinder mit unterschiedlichen Erfahrungen, Prägungen und Bedürfnissen aufeinander. Da ist zum einen Emma, die bisher als Einzelkind aufgewachsen ist und nun plötzlich teilen muss. Oder Ben, der sich nach der Trennung seiner Eltern zurückgesetzt fühlt und um Aufmerksamkeit kämpft. Jedes Kind bringt seine eigene Geschichte mit, seinen eigenen Platz in der Ursprungsfamilie.
Jetzt heißt es, sich in einer neuen Konstellation zurechtzufinden. Und das ist wie Puzzleteile zusammenzufügen, die nicht passen wollen.
Es entstehen Reibungen, weil jeder um seine Position ringt. Und das ist auch gut so, wie du in diesem Beitrag erkennen kannst.
Emmas Kuscheltier verschwindet und sie verdächtigt ihre neue Schwester Mia, weil sie denkt, dass Mia es aus Eifersucht versteckt hat.
Ben möchte mit seinem Vater alleine Zeit verbringen, doch der nimmt inzwischen auch Rücksicht auf seine Stiefkinder, sodass Ben sich vernachlässigt fühlt.
Kleine Nadelstiche im Alltag führen zu Frust und Streit, denn für die Kinder ist die neue Situation ungewohnt und herausfordernd.
Doch wie können wir ihnen helfen, damit umzugehen?
So unterstützt du den Prozess
Als Bonusmama bist du mittendrin in diesem Gefühlschaos und fühlst dich oft hilflos. Doch genau hier liegt der Schlüssel, denn du hast die Chance, als Mediatorin zu agieren. Hier sind drei konkrete Tipps, die dir dabei helfen können:
1. Führe regelmäßige Familienkonferenzen ein, bei denen jeder zu Wort kommt.
Lasse die Kinder reihum erzählen, was sie beschäftigt und achte darauf, dass jeder ausreden darf. Ermuntere sie, selbst Lösungsvorschläge zu machen und notiere diese für alle sichtbar. Gemeinsam könnt ihr abstimmen, welche Ideen ausprobiert werden. So lernen die Kinder, Konflikte konstruktiv anzugehen und fühlen sich ernst genommen.
2. Nutze die Macht der Ich-Botschaften, um Streit zu entschärfen.
Statt „Du bist immer so gemein zu mir!“, könnte Emma sagen: „Ich bin traurig, wenn du mein Kuscheltier versteckst, weil es mir so wichtig ist.“ Diese Formulierung klingt weniger anklagend und öffnet die Tür für Verständnis. Übe die Ich-Botschaften mit den Kindern, denn sie sind ein wertvolles Werkzeug für respektvolle Kommunikation.
3. Schaffe bewusst Momente der Verbundenheit, in denen die Kinder sich näherkommen können.
Ob gemeinsames Kochen, Spieleabende oder Ausflüge in die Natur – wichtig ist, dass alle zusammen etwas erleben und die schönen Seiten einer großen Familie spüren. „Weißt du noch, wie wir neulich im Wald den riesigen Baum entdeckt haben?“, könnte Ben seine Schwester fragen und schon ist da wieder diese besondere Erinnerung, die verbindet.
„Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen. Sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.„
– maria montessori
Ein Wochenplan als Lösung
Ein Wochenplan kann ein wertvolles Instrument sein, um Geschwisterrivalität in Patchworkfamilien zu entschärfen.
Setze dich mit allen Familienmitgliedern zusammen und gestaltet gemeinsam einen Plan, der die Bedürfnisse und Wünsche jedes Einzelnen berücksichtigt.
Dabei könnt ihr festlegen, wer wann Zeit mit Mama, Papa oder den Bonuseltern verbringt. Vielleicht möchte Emma dienstags mit ihrer Mutter zum Reiten gehen, während Ben donnerstags mit seinem Vater zum Fußballtraining fährt.
Wichtig ist, dass jedes Kind auch Zeitfenster hat, in denen es die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Elternteils genießen kann. So fühlt sich niemand benachteiligt oder übersehen.
Neben den Eins-zu-eins-Zeiten sollte der Plan auch gemeinsame Aktivitäten enthalten, bei denen die ganze Familie etwas zusammen unternimmt. Das können Spieleabende, Ausflüge oder gemeinsame Mahlzeiten sein – Hauptsache, alle sind dabei und haben Spaß.
Doch auch Zeit für dich selbst oder für euch als Paar sollten darin vermerkt werden. So könnt ihr ebenfalls eure Bedürfnisse erfüllen – denn es geht nicht immer nur um die Kinder!
Hängt den Wochenplan für alle sichtbar auf und achtet darauf, dass er eingehalten wird. So haben die Kinder eine klare Struktur und wissen, wann sie mit wem Zeit verbringen können. Das schafft Sicherheit und mindert Konflikte um Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Musst du alle gleich behandeln?
Fairness und Zusammenhalt sind das A und O für ein harmonisches Miteinander in der Patchworkfamilie.
Dabei ist es jedoch wichtig zu verstehen, dass Gerechtigkeit nicht bedeutet, alle gleichzubehandeln, sondern jedem das zu geben, was er oder sie braucht.
So mag Emma mehr Zuwendung und Körperkontakt brauchen, während Ben eher mit Lob und Anerkennung aufblüht. Hier ist es deine Aufgabe als Bonusmama, die individuellen Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und darauf einzugehen. Erkläre den Kindern, dass Gerechtigkeit nicht immer Gleichheit bedeutet und dass jeder von ihnen einzigartig ist.
Mia bekommt vielleicht mehr Hilfe bei den Hausaufgaben, weil sie sich damit schwerer tut, während Ben mehr Freiheiten beim Spielen mit Freunden genießt. Solange sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen, ist es okay, wenn die Zuwendung mal unterschiedlich ausfällt.
Schaffe Gelegenheiten, bei denen die Kinder erleben, dass sie füreinander da sind – sei es beim gemeinsamen Aufräumen des Spielzimmers oder beim Trösten, wenn einer traurig ist. So lernen sie, dass sie als Familie zusammengehören und dass die Unterschiede zwischen ihnen keine Schwäche, sondern eine Stärke sind.
In A Nutshell
Konflikte unter Kindern in Patchworkfamilien haben vielfältige Ursachen, da unterschiedliche Erfahrungen, Prägungen und Bedürfnisse aufeinandertreffen. Als Bonusmama ist es deine Aufgabe, als Mediatorin zu agieren, indem du jedem Kind das Gefühl gibst, verstanden zu werden und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Regelmäßige Familienkonferenzen, Ich-Botschaften und gemeinsame Aktivitäten können dabei helfen, Konflikte konstruktiv anzugehen und Verbundenheit zu schaffen. Ein Wochenplan gibt Struktur und stellt sicher, dass jedes Kind Eins-zu-eins-Zeit mit den Eltern hat. Fairness bedeutet nicht, alle gleich zu behandeln, sondern jedem das zu geben, was er oder sie braucht. Indem du die individuellen Bedürfnisse der Kinder erkennst und wertschätzt, förderst du den Zusammenhalt in der Patchworkfamilie. Gemeinsame Erlebnisse stärken das Gefühl der Zusammengehörigkeit und lassen die Kinder erfahren, dass sie füreinander da sind.
Du hast das Gefühl, dir wachsen die Konflikte über den Kopf und du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich und deine Patchworkfamilie dabei unterstützen kann!
Mach’s ganz gut,
Deine Sally