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In der Teamentwicklung ist das Modell von Bruce Tuckman weit verbreitet. Es hilft zu verstehen, wie Menschen aufeinander zugehen und welche Phasen sie durchlaufen, bis sie reibungslos miteinander zusammenarbeiten.
Diese Phasen gibt es auch in der Patchworkfamilie. Ich bin der Meinung, dass du als
Bonusmama alle 4 Phasen durchlaufen wirst und in jeder Phase gibt es einiges zu beachten. 

Doch lass uns mal von vorn beginnen. Welche 4 Phasen gibt es eigentlich?

 

Ein Überblick

In einer Patchworkfamilie gibt es 4 Phasen der Entwicklung, die maßgeblich dazu beitragen, ein harmonisches Familienleben aufzubauen.

Die erste Phase, das „Forming„, kennzeichnet den Beginn einer Patchworkfamilie, in der sich die Partner kennenlernen und neue Rollen einnehmen. Es ist eine Zeit des Anpassens und des Aufbaus von Vertrauen. Man lernt sich gegenseitig kennen und tastet sich vorsichtig aneinander ran.

Die zweite Phase, das „Storming„, ist von Konflikten und Spannungen geprägt. Diese können aus den unterschiedlichen Hintergründen und Erwartungen der Familienmitglieder resultieren. In dieser Phase sucht jede Person ihre Position und Rolle in der neuen Familienkonstellation. Das kann schonmal zu hitzigen Diskussionen führen.

In der dritten Phase, dem „Norming„, werden gemeinsame Regeln, Normen und Rituale entwickelt, um ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Sicherheit zu etablieren. Man kommt langsam in ruhigere Fahrwasser und das Zusammenleben wird zunehmend ruhiger.

Und schließlich, in der vierten Phase, dem „Performing„, arbeitet die Patchworkfamilie effektiv und harmonisch zusammen. Die Rollen und Aufgaben sind klar verteilt und es gibt eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit.

Doch sobald sich eine Konstellation verändert, beginnt der Kreislauf von neuem. Veränderungen können ein weiteres Kind sein, ein Umzug, die Änderung des Betreuungsmodells oder ein Verlust. Dann beginnt der Prozess von Neuem und alle Phasen werden erneut durchlaufen. 

Wie lange jede einzelne der 4 Phasen andauert, ist ganz unterschiedlich. In einigen Patchworkfamilien werden diese Phasen schnell durchlaufen, manchmal dauert es ein wenig länger oder die Intensität ist anders. Das kommt -wie immer- ganz auf die Familie darauf an. 

PHASE 1- das forming

In der ersten Phase der Patchworkfamilie, dem „Forming“, ist es entscheidend, dass alle Familienmitglieder ausreichend Zeit haben, sich kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen. Ich beschreibe es gern als das vorsichtige Herantasten an einender. Man kann die andere Person noch nicht einschätzen und hält sich höflich zurück.

Ich erinnere mich noch genau an meine eigene Erfahrung in dieser Phase. Als ich das erste Mal die Rolle der Bonusmama einnahm, war ich aufgeregt und unsicher, wie ich mich in die Familie integrieren konnte. Ich musste mich an die neuen Dynamiken gewöhnen und meine eigenen Erwartungen anpassen. Ich wusste nicht, was meine Aufgaben sind und wie die Kinder auf mich reagieren. 

Eine Sache, die ich in dieser Phase gelernt habe, ist, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse und Gefühle der Kinder zu respektieren. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich versuchte, eine enge Beziehung zu meinen Bonustöchtern aufzubauen. Ich organisierte eine gemeinsame Aktivität, bei der wir Zeit miteinander verbringen konnten. Doch sie waren sehr zurückhaltend und schüchtern. Anstatt entmutigt zu sein, erkannte ich, dass sie möglicherweise noch Zeit brauchten, um sich an die neue Situation anzupassen. 

Das erfordert Einfühlungsvermögen, Verständnis und Geduld. Es ist auch hilfreich, die Kommunikation mit dem leiblichen Elternteil zu suchen und sich über Erziehungsmethoden und Regeln auszutauschen. Je offener und transparenter die Kommunikation ist, desto leichter wird es sein, eine gemeinsame Basis zu finden und eine harmonische Patchworkfamilie aufzubauen.

Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.
– Henri Matisse

Phase 2 – das storming

In der Phase des „Stormings“ einer Patchworkfamilie kommen Konflikte und Spannungen zum Vorschein. Diese entstehen durch unterschiedliche Erwartungen und Erfahrungen aller Familienmitglieder. Als Bonusmama ist es wichtig, diese Herausforderungen anzuerkennen und aktiv anzugehen, um eine harmonische Atmosphäre in der Familie zu schaffen.

Während dieser Phase kann es zu unterschiedlichen Meinungen über Erziehungsfragen, Regeln oder den Umgang mit der Ex-Frau kommen. Es ist normal, dass jedes Familienmitglied seine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse hat. Doch anstatt in einen Machtkampf zu geraten, ist es ratsam, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und Kompromisse einzugehen.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung ist, als es zu Unstimmigkeiten zwischen mir und meinem Partner bezüglich der Ernährung der Kinder kam. Ich hatte eine strengere Herangehensweise, während er eher nachsichtig war. Dies führte zu Konflikten und Uneinigkeit darüber, wie wir mit bestimmten Situationen umgehen sollten.

Um diese Herausforderung zu bewältigen, haben wir uns zusammengesetzt und offen über unsere unterschiedlichen Ansichten gesprochen. Wir haben erkannt, dass wir beide das Beste für die Kinder wollen, aber unterschiedliche Herangehensweisen haben. Wir haben uns darauf geeinigt, Kompromisse einzugehen und gemeinsam Regeln und Konsequenzen festzulegen. Es war ein Prozess des Austauschs, des Verständnisses und der Zusammenarbeit. Letztendlich führt er zu einer stärkeren Bindung zwischen uns als Bonuseltern und zu einer harmonischeren Patchworkfamilie.

Es ist wichtig, in dieser Phase als Bonusmama geduldig und respektvoll zu bleiben. Konflikte sind normal und können sogar dazu beitragen, Beziehungen zu vertiefen, wenn sie konstruktiv angegangen werden. Denn nur wo Reibung entsteht, entsteht auch Wärme, richtig?

Phase 3 – das norming

In der Phase des „Normings“ einer Patchworkfamilie beginnt sich eine gewisse Stabilität und Harmonie einzustellen. Es ist die Zeit, in der gemeinsame Regeln und Routinen entwickelt werden, um das Zusammenleben angenehmer und reibungsloser zu gestalten. Als Bonusmama spielt man eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieser gemeinsamen Normen und trägt zur Stabilität der Familie bei.

Während dieser Phase können wir als Bonusmama unsere Erfahrungen und Kenntnisse einbringen, um das Zusammenleben zu erleichtern. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, eine Familienversammlung einzuberufen, in der alle Familienmitglieder ihre Meinungen und Bedürfnisse äußern können. Gemeinsam können wir Regeln aufstellen, die für alle akzeptabel und fair sind.

Ich erinnere mich an eine Situation, in der sich meine Stieftöchter oft darüber gestritten haben, wer für das Tisch decken verantwortlich ist. Um diese Konflikte zu lösen und eine gerechte Lösung zu finden, haben wir als Familie beschlossen, dass jedes Kind abwechselnd den Tisch deckt. Diese Regel hat nicht nur den Konflikt gelöst, sondern auch gezeigt, dass alle Familienmitglieder gehört werden und ihre Meinungen zählen.

Es ist wichtig, als Bonusmama geduldig zu sein und den Kindern Raum zu geben, um sich an die neuen Regeln und Routinen zu gewöhnen. Es kann einige Zeit dauern, bis sich alle Familienmitglieder auf diese neuen Normen eingestellt haben. Doch durch konsequente Umsetzung und gegenseitige Unterstützung wird die Stabilität in der Familie gefestigt.

In dieser Phase können wir als Bonusmama auch unsere Rolle als Unterstützerin und Vermittlerin einnehmen. Wenn es zu Konflikten oder Unstimmigkeiten zwischen den Kindern oder anderen Familienmitgliedern kommt, können wir eine neutrale Position einnehmen und versuchen, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten fair sind. Indem wir unsere Kommunikationsfähigkeiten einsetzen und eine offene und respektvolle Atmosphäre schaffen, können wir dazu beitragen, dass sich alle Familienmitglieder gehört und verstanden fühlen.

Die Phase des „Normings“ ist entscheidend für den Aufbau einer stabilen und harmonischen Patchworkfamilie. Durch die gemeinsame Entwicklung von Regeln, die Akzeptanz und Respekt fördern, sowie durch unsere Unterstützung und Vermittlung können wir als Bonusmama aktiv zur Stabilität und zum Zusammenhalt der Familie beitragen.

 

Phase 4 – das Performing

Die Phase des „Performings“ ist der Höhepunkt einer harmonischen und gut funktionierenden Patchworkfamilie. Aus dem wollen wir eigentlich nicht mehr raus. 😉 In dieser Phase haben die Familienmitglieder ihre Rollen gefunden und arbeiten erfolgreich zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. 

In dieser Phase können wir als Bonusmama unsere Unterstützung und Wertschätzung für die Leistungen und Bemühungen aller Familienmitglieder zum Ausdruck bringen. Indem wir ihnen zeigen, dass wir ihre Beiträge anerkennen und schätzen, stärken wir den Zusammenhalt und motivieren sie weiterhin, ihr Bestes zu geben.

In der Phase des „Performings“ können wir als Bonusmama auch dazu beitragen, dass die gemeinsamen Ziele der Familie weiterhin im Fokus bleiben. Indem wir regelmäßige Familienbesprechungen abhalten und über unsere Wünsche, Träume und Pläne sprechen, schaffen wir eine gemeinsame Vision für die Zukunft. Diese gemeinsamen Ziele können dazu beitragen, dass die Familie weiterhin zusammenarbeitet und sich gegenseitig unterstützt, um sie zu erreichen.

Es ist wichtig, in dieser Phase als Bonusmama auch Raum für individuelle Bedürfnisse und Interessen zu lassen. Jedes Familienmitglied sollte die Möglichkeit haben, seine eigenen Ziele zu verfolgen und seine Leidenschaften auszuleben.

Die Phase des „Performings“ ist ein Erfolg für die Patchworkfamilie und zeigt, dass die Bemühungen und Opfer, die in den vorherigen Phasen gemacht wurden, sich gelohnt haben. 

In A Nutshell

Diese vier Phasen der Patchworkfamilien bilden den Prozess der Entwicklung ab. Jede Phase bringt ihre eigenen Herausforderungen und Chancen mit sich. Und jede Phase baut aufeinander auf – wir müssen sie alle durchlaufen, um das Ziel – einer harmonischen Patchworkfamilie zu erreichen.

Du steckst in einer der Phasen fest und wünschst dir Unterstützung? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich dabei unterstützen kann!

Mach’s ganz gut,
Deine Sally