Immer wenn unsere Bonuskinder bei uns sind, bricht für mich gefühlt das Chaos aus. Und mein Partner sagt dann immer: „Ist doch nicht so schlimm, so sieht man doch nur, dass hier gelebt wird!“
Stimmt. Und gleichzeitig bringt es mich auf die Palme, wenn überall die Spielsachen rumliegen und die Kinder nicht ihre Sachen aufräumen. Schließlich ist es doch unser aller zu Hause und da sind meine Bedürfnisse ja auch wichtig – das Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung.
Doch, was können wir eigentlich von den Kindern verlangen?
Ordnung und Chaos in verschiedenen phasen
Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen, die ihr Verständnis von Ordnung und Chaos prägen. In jeder Phase haben sie unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten, die sich auch auf das Aufräumen auswirken.
- Kleinkinder bis etwa drei Jahre erleben die Welt als chaotisch und unstrukturiert. Sie erforschen ihre Umgebung mit allen Sinnen und haben noch kein Konzept von Ordnung. Aufräumen bedeutet für sie, Dinge willkürlich von einem Ort zum anderen zu räumen. In dieser Phase geht es vor allem darum, die Neugierde der Kinder zu unterstützen und für Sicherheit zu sorgen.
- Mit etwa vier bis sieben Jahren beginnen Kinder, Ordnungsstrukturen zu erkennen und zu verstehen. Sie sortieren Spielsachen nach Farben oder Formen und freuen sich über wiederkehrende Abläufe. Gleichzeitig wollen sie aber auch ihre wachsende Autonomie ausleben und selbst entscheiden, wann und wie sie aufräumen.
- Im Schulalter entwickeln Kinder ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung und lehnen Regeln oft ab. Sie hinterfragen elterliche Vorgaben und testen Grenzen aus, auch beim Thema Ordnung. Dennoch brauchen sie klare Strukturen und Routinen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
- In der Pubertät wird das eigene Chaos oft als Ausdruck von Individualität und Abgrenzung gesehen. Jugendliche wollen ihr Reich nach eigenen Vorstellungen gestalten, auch wenn diese nicht immer mit der elterlichen Ordnung übereinstimmen. Hier gilt es, Verständnis zu zeigen und gleichzeitig gemeinsam Kompromisse zu finden.
Für dich als Bonusmama ist es wichtig, diese Entwicklungsphasen im Blick zu haben und die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen. Denn schnell entsteht Überforderung und Frustration – und dann wird Aufräumen einfach noch anstrengender.
Die Rolle der Bonusmama
Als Bonusmama bist du gefordert, eine Balance zwischen Verständnis und Konsequenz zu finden. Einerseits ist es wichtig, die entwicklungspsychologischen Hintergründe im Blick zu haben und mit Geduld und Einfühlungsvermögen auf die Bonuskinder einzugehen. Andererseits brauchen Kinder klare Regeln und Grenzen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Hier sind einige Punkte, die dir als Bonusmama helfen können:
- Stimme dich mit dem leiblichen Elternteil ab: Gemeinsame Regeln und Konsequenzen sind wichtig, um den Kindern Sicherheit zu geben. Trefft Absprachen und zieht an einem Strang.
- Zeige Verständnis für die Situation der Kinder: Der Wechsel zwischen zwei Haushalten kann herausfordernd sein. Hab Geduld, wenn die Kinder Zeit brauchen, um sich an unterschiedliche Regeln zu gewöhnen.
- Sei flexibel und passe deine Vorstellungen an: Vielleicht hast du selbst andere Ordnungsstandards als die Bonusfamilie. Sei bereit, Kompromisse einzugehen und deine Erwartungen anzupassen.
- Bleib konsequent und geduldig: Veränderungen brauchen Zeit und Wiederholung. Bleib freundlich, aber bestimmt und feiere kleine Fortschritte.
Vergiss nicht: Auch du als Bonusmama darfst Fehler machen und brauchst Zeit, um in deine Rolle hineinzuwachsen. Sei geduldig mit dir selbst und hole dir Unterstützung, wenn du sie brauchst. Mit Liebe, Verständnis und klaren Regeln findest du deinen Weg als Bonusmama.
Wer die welt in ordnung bringen will, geht zuerst durchs eigene haus.
– aus china
Kreative Methoden zum Aufräumen
Mit ein wenig Kreativität und Einfallsreichtum kannst du das Aufräumen für deine Bonuskinder spannend und interessant gestalten. Hier sind einige Ideen für verschiedene Altersgruppen:
Kleinkinder (2-4 Jahre):
- Aufräum-Lied: Singe ein lustiges Lied, während ihr gemeinsam aufräumt. Rhythmus und Reime machen das Aufräumen zum Spaß.
- Farbsortierung: Lass die Kinder Spielsachen nach Farben sortieren und in farblich passende Boxen räumen. So üben sie spielerisch Farben und Kategorien.
- Aufräum-Fee: Verwandle dich mit einem Zauberstab in die Aufräum-Fee und lass die Kinder die Spielsachen „verzaubern“ und an ihren Platz bringen.
Schulkinder (5-10 Jahre):
- Wettbewerb: Mache aus dem Aufräumen einen Wettbewerb. Wer schafft es, die meisten Spielsachen in einer bestimmten Zeit wegzuräumen?
- Schatzsuche: Verstecke einen kleinen Schatz (z.B. einen Sticker oder eine Süßigkeit) im Kinderzimmer. Die Kinder dürfen ihn suchen, sobald sie aufgeräumt haben.
- Aufräum-Roboter: Lass die Kinder in die Rolle von Aufräum-Robotern schlüpfen. Sie dürfen piepsen und rattern, während sie systematisch Spielsachen wegräumen.
Ältere Kinder und Jugendliche (11+ Jahre):
- Aufgabenliste: Erstelle gemeinsam mit den Kindern eine Aufgabenliste für die Woche. Sie können abhaken, was sie erledigt haben und kleine Belohnungen verdienen.
- Aufräum-Challenge: Starte eine Challenge, bei der die Kinder jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Dingen aufräumen müssen. Wer durchhält, bekommt eine Belohnung.
- Gemeinsames Aufräumen: Mache das Aufräumen zu einer gemeinsamen Aktivität. Legt einen Aufräum-Tag fest, an dem ihr zusammen die Wohnung auf Vordermann bringt und danach etwas Schönes unternehmt.
Wichtig ist, dass du die Methoden an die individuellen Vorlieben und Fähigkeiten deiner Bonuskinder anpasst. Experimentiere mit verschiedenen Ansätzen und finde heraus, was für eure Familie am besten funktioniert. Mit Spaß und Fantasie wird das Aufräumen zu einer positiven Erfahrung für alle Beteiligten.
Tipps für eine aufgeräumte Patchwork-Wohnung
IN A NUTSHELL
Aufräumen mit Bonuskindern kann eine Herausforderung sein, doch mit Verständnis für die entwicklungspsychologischen Hintergründe und kreativen, altersgerechten Methoden lässt sich Ordnung spielerisch und mit Freude schaffen. Als Bonusmama ist es wichtig, eine Balance zwischen Einfühlungsvermögen und klaren Regeln zu finden und gemeinsam mit dem leiblichen Elternteil an einem Strang zu ziehen. Mit fantasievollen Aufräum-Ideen, wie Farbsortierung, Schatzsuche oder Aufräum-Robotern, kann man Kinder in verschiedenen Altersgruppen motivieren und das Aufräumen in die Tagesroutine integrieren. Klare Regeln, genügend Stauraum, ein gutes Vorbild und positive Verstärkung durch Lob und Belohnungen sind zusätzliche Bausteine für eine aufgeräumte Patchwork-Wohnung. Mit Geduld, Konsequenz und einer Portion Gelassenheit wird das Aufräumen zu einem selbstverständlichen und sogar freudvollen Teil des Familienlebens.
Du wünschst dir Unterstützung bei deinen Erwartungen an die Kinder? Dann schreibe mir eine private Nachricht und lass uns darüber sprechen, wie ich dich und deine Patchworkfamilie dabei unterstützen kann!
Mach’s ganz gut,
Deine Sally