„Ab wann ist man eigentlich eine Stiefmutter?“ – Diese Frage erreichte mich neulich auf Instagram und brachte mich zum Nachdenken. Als ich vor über 5 Jahren selbst in die Rolle der Stiefmutter schlüpfte, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was mich erwartet. Ich kannte den Begriff „Stiefmutter“ nur aus Märchen und verband ihn mit der bösen Hexe, die Cinderella zum Putzen zwingt. Doch ich wusste, dass ich anders sein wollte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits Erfahrungen mit Kindern gesammelt – ich hatte eine Nichte, die ich abgöttisch liebte, und arbeitete in einer Kita. Daher dachte ich, dass ich die Herausforderung, Stiefmutter für zwei Kinder im Alter von vier und sechs Jahren zu werden, locker meistern könnte. Heute weiß ich, dass ich damals ziemlich blauäugig war.
Laut Wikipedia ist eine Frau dann Stiefmutter, wenn sie eine Beziehung mit einem Mann eingeht, der bereits Kinder aus einer früheren Beziehung hat und diese Kinder mit ihnen in einer sozialen Gemeinschaft leben – unabhängig davon, ob die leibliche Mutter noch lebt oder nicht. Doch diese Definition allein reicht nicht aus, um zu verstehen, was es wirklich bedeutet, eine Stiefmutter zu sein.
In diesem Artikel möchte ich meine ganz persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse mit dir teilen. Ich möchte dir Einblicke geben, welche Herausforderungen mir begegnet sind, was mir geholfen hat, meine Rolle als Stiefmutter zu finden und wie sich mein Leben dadurch verändert hat. Wenn auch du am Anfang dieser Reise stehst, findest du hier vielleicht wertvolle Impulse und Anregungen für deinen eigenen Weg.
Und wenn du lieber etwas auf die Ohren möchtest, dann ist diese Podcastfolge genau das Richtige für dich:
meine ersten erfahrungen als bonusmama
Als ich die Frage „Ab wann ist man eigentlich eine Stiefmutter?“ las, erinnerte ich mich an meine ersten Erfahrungen in dieser Rolle zurück. Ich war damals schon zweimal mit Männern zusammen gewesen, die ein Kind hatten, aber der Kontakt zu diesen Kindern war sehr begrenzt. Rückblickend würde ich sagen, dass ich auch in diesen Beziehungen dennoch schon Stiefmutter war – mir war es nur nicht bewusst.
Richtig bewusst wurde es mir erst, als ich meinen jetzigen Partner kennenlernte und von Anfang an regelmäßigen Kontakt zu seinen beiden Kindern hatte. Wikipedia definiert eine Stiefmutter als eine Frau, die eine Beziehung mit einem Mann eingeht, der Kinder aus einer vorherigen Beziehung hat und mit diesen in einer sozialen Gemeinschaft lebt – unabhängig davon, ob die leibliche Mutter noch lebt oder nicht. Diese Definition traf nun voll und ganz auf mich zu.
Doch mit dem Begriff „Stiefmutter“ verband ich zunächst nicht viel Positives. Ich dachte an die böse Stiefmutter aus Cinderella, die ihre Stieftochter schikaniert und zum Putzen zwingt. Ich wusste, dass ich auf keinen Fall so sein wollte. Stattdessen malte ich mir aus, wie wir als „Happy Family“ harmonisch zusammenleben würden, wenn die Kinder bei uns sind. Ich war mir sicher, dass ich mit meiner Erfahrung als Kita-Pädagogin und der Liebe zu meiner Nichte locker mit den beiden Kindern im Alter von vier und sechs Jahren zurechtkommen würde.
Heute weiß ich, wie blauäugig ich damals war. Ich hatte keine Vorstellung davon, was wirklich auf mich zukommen würde. Die Herausforderungen, die mir in meiner neuen Rolle als Stiefmutter begegnen sollten, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal erahnen. Doch davon mehr im nächsten Abschnitt.
wer ich als stiefmutter sein wollte
Mit meinem Einstieg in die Rolle der Stiefmutter hatte ich klare Vorstellungen, was für eine Art Stiefmutter ich sein wollte. Zunächst einmal wollte ich für die Kinder eine zusätzliche Bezugsperson sein – ein Bonus sozusagen. Ich wollte ihnen das Gefühl geben, dass sie sich auf mich verlassen können und mit mir über alles reden können. Gleichzeitig war mir bewusst, dass ich ihre Mutter nicht ersetzen kann und will.
Ich hoffte, dass die Kinder mich mit der Zeit akzeptieren und in ihr Herz schließen würden. Doch ich wusste auch, dass Liebe nicht erzwungen werden kann. Mein Ziel war es, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ich wollte für sie da sein, wenn sie mich brauchen, ohne mich aufzudrängen.
Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war die Kompromissbereitschaft. Mir war klar, dass es in einer Patchworkfamilie viele unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen gibt, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen, indem ich offen für Kompromisse bin und nach Lösungen suche, die für alle passen.
Heute weiß ich, dass diese Ziele zwar wichtig und richtig waren, aber nicht immer leicht zu erreichen sind. Auf dem Weg dorthin haben mich einige Herausforderungen erwartet, von denen ich im nächsten Abschnitt berichten möchte.
„nur wer sein ziel kennt, findet den weg“
– laozi
die stolpersteine…
Schnell wurde mir klar, dass der Weg zu meinen Zielen als Stiefmutter nicht immer geradlinig verlaufen würde. Eine der ersten Hürden, die mir begegnete, war die Eifersucht. Obwohl ich wusste, dass die Kinder mich nicht als Konkurrenz zu ihrer Mutter sehen, konnte ich ein Gefühl der Eifersucht nicht immer unterdrücken. Besonders wenn die Kinder ihre Mutter in den höchsten Tönen lobten oder sich in schwierigen Situationen nach ihr sehnten, fühlte ich mich zurückgesetzt und ausgeschlossen.
Hinzu kam das Gefühl der Fremdbestimmung. Plötzlich musste ich mich in meinem eigenen Zuhause nach den Bedürfnissen der Kinder richten und meine eigenen Pläne und Vorstellungen oft hinten anstellen. Ich fühlte mich fremdbestimmt und hatte das Gefühl, keine Kontrolle mehr über mein eigenes Leben zu haben.
Eine weitere Herausforderung war die Überforderung. Obwohl ich Erfahrung mit Kindern hatte, war es etwas anderes, plötzlich rund um die Uhr für zwei Kinder verantwortlich zu sein, die nicht meine eigenen waren. Ich fühlte mich oft überfordert und sehnte mich nach einem Rückzugsort, an dem ich einfach mal nur für mich sein konnte.
Gleichzeitig musste ich lernen, Grenzen zu setzen, ohne die Verbindung zu den Kindern zu verlieren. Ich wollte nicht die „böse Stiefmutter“ sein, die nur Verbote ausspricht, aber ich wusste auch, dass Kinder klare Grenzen brauchen. Es war ein schmaler Grat zwischen Konsequenz und Nachsicht, den ich täglich neu ausbalancieren musste.
All diese Herausforderungen haben mich an meine Grenzen gebracht und oft an mir selbst zweifeln lassen. Doch ich wusste, dass ich einen Weg finden musste, damit umzugehen. Wie ich das geschafft habe, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt.
… werden zu edelsteinen
Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich etwas ändern musste, wenn ich meine Ziele als Stiefmutter erreichen wollte. Ich begann, mich intensiv mit dem Thema Patchworkfamilien auseinanderzusetzen und nach Lösungen zu suchen. Dabei entwickelte ich einen Ansatz, der mir sehr geholfen hat: die Entwicklung einer gemeinsamen Vision.
Schritt 1: Analyse – Eine gemeinsame Vision entwickeln
In einem ersten Schritt habe ich mir überlegt, was für eine Art Familie wir eigentlich sein wollen. Was sind unsere Werte und Ziele? Wie wollen wir miteinander umgehen? Ich habe diese Fragen nicht nur für mich selbst beantwortet, sondern auch mit meinem Partner besprochen. Gemeinsam haben wir eine Vision entwickelt, die uns als Leitfaden dienen sollte.
Schritt 2: Veränderung – Aktiv die Rolle als Stiefmutter gestalten
Mit dieser Vision im Hinterkopf habe ich angefangen, meine Rolle als Stiefmutter aktiv zu gestalten. Ich habe mir überlegt, was ich konkret tun kann, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Dazu gehörte zum Beispiel, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen und gemeinsame Aktivitäten zu planen. Ich habe aber auch gelernt, mir selbst Freiräume zu schaffen und meine eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen.
Schritt 3: Kommunikation – Offen und verständnisvoll miteinander reden
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Kommunikation. Ich habe gelernt, offen und ehrlich über meine Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen – sowohl mit meinem Partner als auch mit den Kindern. Gleichzeitig habe ich versucht, den anderen zuzuhören und ihre Perspektive zu verstehen. Das hat nicht immer funktioniert, aber mit der Zeit wurde unsere Kommunikation immer besser.
Diese drei Schritte – Analyse, Veränderung und Kommunikation – haben mein Leben als Stiefmutter nachhaltig verändert. Natürlich gab es auch danach noch Herausforderungen und Rückschläge, aber insgesamt hat sich unsere Patchworkfamilie zu einem harmonischeren Miteinander entwickelt. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
wie sich vieles veränderte
Die Arbeit an unserer gemeinsamen Vision und die aktive Gestaltung meiner Rolle als Stiefmutter haben mein Leben nachhaltig verändert. Zunächst einmal habe ich gelernt, mein Leben bewusst auf die Bedürfnisse unserer Patchworkfamilie auszurichten. Das bedeutet nicht, dass ich meine eigenen Wünsche und Ziele aufgegeben habe, aber ich habe erkannt, dass es Kompromisse braucht, um als Familie zu funktionieren. Ich habe meine Prioritäten neu sortiert und mehr Zeit und Energie in die Beziehung zu meinen Stiefkindern investiert.
Dadurch hat sich auch mein Verständnis von meiner Rolle als Stiefmutter verändert. Ich habe erkannt, dass ich nicht perfekt sein muss und dass es okay ist, auch mal Fehler zu machen. Ich muss nicht die beste Freundin der Kinder sein, aber ich kann eine verlässliche Bezugsperson und ein positiver Einfluss in ihrem Leben sein. Ich habe gelernt, meine Rolle flexibel und situationsabhängig zu gestalten und den Kindern den Raum zu geben, den sie brauchen.
Ein wichtiger Punkt auf diesem Weg war für mich auch die Dankbarkeit. Ich habe gelernt, dankbar für die kleinen Fortschritte und positiven Momente zu sein, anstatt mich auf das zu fokussieren, was noch nicht perfekt läuft. Die Herausforderungen des Stiefmutter-Seins haben mich persönlich wachsen lassen und mir neue Perspektiven eröffnet. Ich bin dankbar für diese Erfahrungen, auch wenn sie nicht immer leicht waren.
Natürlich ist auch heute noch nicht alles perfekt und es gibt immer wieder Situationen, in denen ich an meine Grenzen stoße. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen und mir Hilfe und Unterstützung zu suchen, wenn ich sie brauche. Insgesamt hat sich mein Leben als Stiefmutter zu einer erfüllenden und bereichernden Erfahrung entwickelt, für die ich sehr dankbar bin.
IN A NUTSHELL
In diesem Artikel habe ich meine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse als Stiefmutter mit dir geteilt. Ich habe beschrieben, welche Herausforderungen mir auf diesem Weg begegnet sind und wie ich es geschafft habe, meine Rolle als Stiefmutter aktiv zu gestalten. Durch die Entwicklung einer gemeinsamen Vision, die Veränderung meines eigenen Verhaltens und eine offene Kommunikation habe ich mehr Harmonie in unsere Patchworkfamilie gebracht. Auch wenn nicht immer alles perfekt läuft, bin ich dankbar für die persönliche Entwicklung, die ich durch diese Herausforderung erfahren habe.
Wenn auch du am Anfang deines Weges als Stiefmutter stehst oder mitten in den Herausforderungen des Patchwork-Alltags steckst, möchte ich dich ermutigen: Du bist nicht allein! Es ist wichtig, sich aktiv mit der Rolle als Stiefmutter auseinanderzusetzen und nach Lösungen zu suchen, die zu dir und deiner Familie passen.
Genau dabei möchte ich dich unterstützen. In meinem Coaching-Programm „Raus aus der Stiefmutterfalle – Rein ins Patchworkglück“ begleite ich dich auf deinem Weg zu mehr Klarheit, Gelassenheit und Verbundenheit in deiner Patchworkfamilie. Gemeinsam entwickeln wir eine Vision für deine Rolle als Stiefmutter und finden Wege, wie du diese Vision im Alltag umsetzen kannst. Dabei gehe ich individuell auf deine Situation und deine Bedürfnisse ein.
Wenn du Interesse hast oder mehr über mein Angebot erfahren möchtest, dann melde dich gerne bei mir. Füll einfach das Kontaktformular aus und dann sprechen wir.
Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten!
Mach’s ganz gut,
Deine Sally